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Hintergrundwissen

Altersentwicklung BRD (zur Quelle - Grafik klicken
Altersentwicklung BRD (zur Quelle - Grafik klicken

Wie die statistische Altersentwicklung unserer Gesellschaft verdeutlicht, wird die Anzahl derjenigen Gäste zunehmen, die auf Grund ihrer körperlichen Kosntitution häufiger mit einem Handikap zurechtkommen müssen. Die zahlenstarken "Babyboomer" der 60er Jahre kommen nun ins Rentenalter. Diese Gästegruppen werden bei den Kurzurlaubsreisen bis 2025 zirka 10 Mio Reisen mehr pro Jahr betragen und die 70+ Reisenden nehmen häufiger Inlandsangebote wahr.

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Alter und einer (oder mehreren) Behinderungen. etwa 10 % (7,77 Mio) menschen haben ein Handikap und 77 % der schwerbehinderten Menschen sind über 55 Jahre alt. Man spricht zwar von "mobilen Senioren", doch sollte an gemeinsame Erlebnisse in der Familie gedacht werden, die "jung und alt" gleichermaßen nutzen können. Ein Kinderwagen mit dem Enkel lässt sich ebenso schwer eine Treppe hinaufbewegen, wie ein Rollator. Beide Hilfsmittel sind im Cafe häufig aus Platzgründen umständlich "zu parken" und die Toilettenbedingungen sind gerade in historischen Gebäuden nicht immer optimal ausgestaltet.

Analysiert man die Struktur der Behinderungen (und im Einzelfall Mehrfachbehinderungen), zeigt sich das in der Grafik dargestellte Bild. In vielen Fällen liegt ein körperliches und mentales Handikap vor und insgesamt gesehen, liegt der Grad über 50 %. Es ist somit wichtig, sich über die Struktur der Gäste zu informieren und im Klaren zu sein, damit man die richtige Planung einer Gästeführung realisiert. Hier können Sie im Rahmen der Vorabplanung als GästeführerIn oder Tourismusinformation die örtlichen Gegebenheiten mit anderen Blickwinkeln betrachten und soweit möglich, Umgestaltungen initiieren.

Einer Gästebefragung ergab folgendes Bild - fast 80 % reisten mit dem Lebenspartner oder der Familie. Somit sind diese Personen in die Planung von Gästeangeboten aktiv einzubeziehen. Die Angebote sollten somit unterschiedliche Interessen ansprechen und "Pufferzeiten" beinhalten, damit beispielsweise ein Toilettengang für die Senioren oder Teilnehmer mit Handikap die anderen Reisenden nicht beeinträchtigen. Gleiches gilt für die Mütter, die ihren Kleinkindern Windeln wechseln müssen, etc.

Ist der Zeitplan für eine geführte Besichtigung eng kalkuliert, kann es häufig zu Verzögerungen und Unzufriedenheiten kommen. Kleinere Aufgabestellungen (Rätsel, Zusatzunterlagen zur Besichtigung) helfen hier für alle Beteiligten Spannung aufzubauen und beugen Stress vor. Interessant ist auch die Frage, wie sich Gäste auf ihren besuch (selbst) vorbereiten. Häufig recherchieren sie vor der Anreise im Internet und wählen auch gezielt barrierefreie Angebote aus. Analysen haben ergeben, dass häufig die Anbieter hier noch erhebliche Schwachstellen in ihren Internetangeboten aufweisen. Dies gilt es in der gemeinsamen Diskussion vor Ort aufzuarbeiten und zwischen den gastronomischen. touristischen und Freizeitpartnern vernetzende Angebote und eine "virtuelle Urlaubsreise" für Interessenten aufzuarbeiten. Die folgende Grafik verdeutlicht das Potential, wie man sich potentiellen Gästen (hier sind die Reisenden und ihr Umfeld zu berücksichtigen) präsentiert.

Bedürfnisse am Urlaubsort

Weiterführende Analysen haben eine Rangfolge der Bedürfnisse am Urlaubsort bewertet. Die folgende Auflistung verdeutlicht den individuellen Bedarf in Bezug auf die erreichte Zufriedenheit in den bisherigen Destinationen. Man erkennt sehr deutlich, dass es einen erheblichen Verbesserungsbedarf gibt. Dieser lässt sich häufig mit geringfügigen Mitteln und einer besseren Kommunikation zwischen den Beteiligten erreichen.

- Fortbewegung am Urlaubsort
- Unterkunft (Infrastruktur und Sonderwünsche)
- An- und Abreise (55 % PKW, 13 % Bahn/Bus)
- Besuch von kulturellen / historischen Sehenswürdigkeiten
- Orientierung vor Ort
- Besuch von Museen / Ausstellungen
- Organisation der Reise
- Wellnessangebote
- Medizinische Versorgung / Pflege vor Ort
- Spazierengehen / Wandern
- Wasseraktivitäten (z.B. Baden, Segeln)
- Einkaufen / Shopping
- Besuch vort Erlebniseinrichtungen (z.B. Freizeitparks)
- Typische Speisen / Getränke genießen
- Sportliche Aktivitäten (Radfahren, Reiten, Wintersport, ...)
- Nachtleben genießen (z.B. Disco, Bar)

Barrierefreiheit nutzt allen Gästen

Im Fokus stehen die Menschen mit Handikap, die durch barrierefreie Angebote einen angenehmen Aufenthalt und Zugang genießen. Doch darf man nicht verkennen, dass die "erweiterten" Angebote auch allen anderen Gästen einen höheren Nutz- und Erlebniswert bieten. Schauen Sie sich das Bild an, wieviel Menschen die Schräge oder die Stufen nutzen. Senioren und ihren Familien (mit / ohne Kleinkindern) bieten diese Angebote ebenfalls Mehrwert, wie auch Nutzern mit einem höheren Komfortverhalten. Beispielsweise eine zusätzlich aufgestellte Sitzgelegenheit zur Entspannung oder am Tresen einer Tourismusinformation bietet diesen Komfortmehrwert ebenso, wie eine abgesenkte Tresenfläche und Abstellmöglichkeiten für Taschen oder Gepäck. Hier gilt es, sich in die Rollle eines Gastes zu versetzen, um die individuellen Bedürfnisse zu erahnen. Auch regelmäßige Kundenbefragungen können hier weiterhelfen, das Angebot kontinuierlich zu Erweitern. Die Steigerung der Servicequalität ist ein dauerhafter Prozess und Alle können sich aktiv daran beteiligen.

Als GästeführerIn repräsentieren Sie nicht nur die Region und das jeweilige Angebot. Sie wählen aus und Ihre Gäste verlassen sich auf Ihre Kompetenz und Vorausschau. Sie tragen somit die Verantwortung für das Gelingen einer zeitlich begrenzten Veranstaltung, inklusive aller Partner / Angebote, die Sie besuchen und nutzen. Darin liegt die große Chance, Ihre Urlaubsdestination in einem positiven Eindruck zu festigen und wiederkehrende (beziehungsweise neu) Gäste einzuwerben. Diese Chance lässt sich nicht wiederholen !

Mit diesem Gästeführer-Seminar wollen wir dazu beitragen, dass Sie Ihre Bilcke fürs Detail öffnen und Sie und Ihre regionalen Partnern die Zukunftschancen im barrierefreien Tourismus erkennen und ergreifen.